Wer mich kennt, der weiß, Listen sind voll mein Ding. Ich schreibe Listen für alles: Einkaufslisten, Tagespläne und Dinge, die ich nicht vergessen darf. Packlisten, Zukunftspläne und Kochlisten. Was ich auf Papier schreibe, kann ich aus meinem Kopf streichen. Und dann entsteht dort Platz für neue Gedanken.
Kein Wunder also, dass ich auch in Indien Listen geschrieben habe. Und zwei davon habe ich eben wiedergefunden. Zwei für mich sehr besondere Listen, die mich beide, je nach Situation, aufgemuntert oder aber auch traurig gestimmt haben. Ein paar Ausschnitte daraus möchte ich hier mit euch teilen.
Die erste Liste heißt „Ich freue mich auf zuhause“:
– Ich freue mich darauf, im Auto alleine mit ganz lauter Musik an der Ampel einer Kreuzung zu stehen und die Hand aus dem Fenster baumeln zu lassen.
– Ich freue mich darauf, mit meiner Freundin auf dem Marktplatz zu sitzen und Spagetti-Eis zu genießen.
– Ich freue mich darauf, die Katze wieder zu sehen und mit ihr zu tanzen
– Ich freue mich auf das Schwimmen. Einfach Bahn um Bahn ziehen.
– Ich freu mich auf die Zeit mit meinen Freunden. Mit Quatschen bis zum Morgengrauen und Schweigen, dass mehr als tausend Worte sagt.
– Ich freue mich auf ein Studium oder eine Ausbildung in einem neuen Ort, mit neuen Menschen und neuen Erfahrungen.
– Ich freue mich auf Talkrunden mit der ganzen Familie in einem Zimmer.
– Ich freue mich tatsächlich auf das Mensch-ärger-dich-nicht-spielen und um-den-Block schleichen mit Oma und meinem Bruder.
– Ich freue mich auf das Gefühl von Freiheit das mich durchströmt, wenn ich mit dem Fahrrad fliegen kann.
– Ich freue mich auf die Kirmes nächstes Jahr.
Ich glaube es gäbe noch viel mehr auf das ich mich hätte freuen können und auch noch viel mehr Punkte, die ich gar nicht niedergeschrieben habe. Und, ich glaube auch, dass man die Dinge die man schon hat, viel mehr zu schätzen lernt, wenn sie einem fehlen.
Nun zu meiner zweiten Liste. Die „Ich werde vermissen-Liste“:
– Ich werde die Kinder vermissen.
– Ich werde meine Arbeit hier vermissen, die mir so viele Möglichkeiten bietet mich selbst immer wieder auszuprobieren.
– Ich werde die Gelassenheit vermissen, die mit den ungenauen Zeitangaben einhergeht. Diese (innere) Ruhe.
– Ich werde meine Zimmergemeinschaft mit Josie und Franzi vermissen, – meine beiden Schwestern im Geiste😊
– Ich werde den Sonnenschein vermissen.
– Ich werde all die bunten Farben und das Gewusel in den Straßen vermissen
– Und auch die Natur, vor allem die Palmen.
– Ich werde die Möglichkeiten vermissen, die Indien in seiner ganzen Vielfalt mitbringt.
– Ich werde den Luxus vermissen manchmal kein Wasser, Strom oder Internet zu haben.
– Und ich werde die offenherzige Freundlichkeit der Menschen vermissen.
– Und ich werde außerdem die Möglichkeit vermissen, in den Tag hinein zu leben. Getreu dem Motto: „Komme was wolle.“
Und auch hier gilt wieder, ich habe bestimmt an ganz viel Punkte noch gar nicht gedacht.
Und nun? Diese Listen sind nun circa vier Monate alt. In vier Monaten ist viel passiert. Ich bin wieder nach Deutschland zurückgekehrt. Ich habe einen Studienplatz gefunden, aber nicht wie eigentlich zeittechnisch erhofft in Deutschland, sondern in den Niederlanden. Ich darf mich also nun stolze Psychologie-Studentin des ersten Semesters an der Tilburg University nennen. Ich bin umgezogen. In die Niederlande in eine WG nahe der Uni. Ich treffe jeden Tag neue Menschen und mache neue Erfahrungen. Nicht die, die ich in Indien sammeln durfte, aber andere. Und anders ist nicht schlecht😊.
Vermutlich ist dies mein persönlichster und eventuell auch längster Eintrag auf diesem Blog. (Wobei, ich glaube der über das indische Staatssystem war länger.) Aber schließlich möchte ich mich ja auch bedanken. Vielen Dank an euch alle, die ihr den Blog so eifrig gelesen habt. Wir haben ganz viel, ganz positives Feedback zu unserem Blog bekommen. Bezüglich der Kreativität, und der Kontinuität der Seite. Ich muss gestehen, es war nicht immer leicht. Aber wir waren ja zu dritt. An dieser Stelle muss ich auch noch zwei anderen, ganze besonderen Menschen im speziellen danken: Franzi und Josie, ohne die dieses Jahr nicht dasselbe gewesen wäre. ❤
Mir persönlich hat dieser Blog sehr viel bedeutet und es hat mir immer sehr viel Spaß und Freude gemacht mich mit bestimmten Themen auseinanderzusetzten und im Anschluss daran, darüber zu berichten und so ein kleines Stück Indien in die Welt zu tragen. Und glaubt mir, wir als Administratoren könne nachverfolgen aus welchen Teilen der Welt unser Blog verfolgt wird. Das hier geht über Deutschland hinaus😊
Zum Schluss bleiben mir noch zwei Dinge anzumerken: Bitte behaltet immer im Hinterkopf, dass all unsere Gedanken und Erfahrungen die an unser Projekt aber auch an Indien als Land geknüpft sind, sehr persönlich sind. Wir hatten das Privileg und das Glück ein Jahr lang, ganz viele Facetten Indiens kennenzulernen und dennoch haben wir nur einen ganz kleinen Teil sehen und wahrscheinlich noch weniger wirklich begreifen können.
Und zweitens, habe ich jetzt noch einmal die Ehre ein letztes Mal die Zwischenberichte mit euch zu teilen. Genauer gesagt unsere Abschlussberichte. Wie immer hoffe ich, dass sie euch gefallen und ein kleines Stück Indien zu euch bringen können.
Josie: Abschlussbericht, Bericht
Franzi: Abschlussbericht Franzi
Kim: ZB IIII -Kim-
Vielen Dank und auf Wiedersehen,
Eure Kim